Partikel: Günstige Top-Köder für Karpfen!

Boilies gelten  heute gemeinhin als die wohl effektivsten Köder überhaupt zum Karpfenangeln. Ich wette, jeder Karpfenangler hatte schon mindestens einmal einen Boilie am Haar oder damit gefüttert. Auch viele Angler, die weniger mit dem Fang von Karpfen zu tun haben, kennen diese Wunderkugeln, auf die die Karpfen ganz wild sein sollen. Doch muss es eigentlich immer ein Boilie sein, um die Rüssler ans Band zu bekommen? Von mir kommt an dieser Stelle ein entschlossenes „nein„.

Es gibt zahlreiche Alternativen zum Boilie, und Partikelköder sind eine davon. Mit diesem Beitrag beginnt eine umfassende Serie über Partikelköder. Während ich hier in das Thema einführe, gehe ich in zuküftigen Beiträgen etwas detaillierter auf bestimmte Partikel und deren Zubereitung ein. Viel Spaß beim Lesen!

Die Revolution vor 56 Jahren

Im Jahr 1960, vor nun bereits 56 Jahren, veränderte sich unser Hobby schlagartig, als der Brite Fred Wilton die Angelei durch die Formulierung seiner HNV-Theorie nachhaltig  beeinflusste (high nutritient value, auf deutsch hoher Nährwert). Waren bis dahin wie noch zu Kriegszeiten Kartoffeln, Made, Wurm und Mais die unangefochtenen Top-Köder an den englischen Pools, sollte sich dies künftig deutlich ändern.

Als logische Konsequenz auf seine Nährwert-Theorie entwickelte Wilton den Prototypen des neuen „bait No. 1„: Kugelrund, vollgestopft mit Nährstoffen und Attraktoren und vor allem hochselektiv sollte dieser Köder seitdem dazu prädestiniert sein, die Karpfen reihenweise an Land zu ziehen. Ganz klar, die Rede ist natürlich vom Boilie.

Doch bereits vor der Erfindung dieser meist hochgradig nahrhaften Teigkugeln wurden Karpfen mit der Angel gefangen.  Damals wie heute sind Partikel die (heimlichen) Top-Köder, auf die Karpfen total abfahren! Nur leider bei Vielen in Vergessenheit geraten bzw. verdrängt.

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Graskarpfen fahren voll auf Partikelköder ab! Dieses Exemplar wurde auf eine Kombination aus Tigernuss und Popup-Maiskorn gefangen.

Partikel: mehr als nur eine Alternative

Bei Partikelködern handelt es sich um einen Überbegriff für eine ganze Reihe von Saaten – von A wie Ahornerbsen (engl. maple peas) bis T wie Tigernüsse (engl. tiger nuts). Partikelköder sind bei vielen Anglern nicht umsonst äußerst beliebt. Sie stellen eine kostengünstige und hochattraktive Alternative zu den oft teuren Boilies dar. Mithilfe von Partikeln lassen sich Futterplätze anlegen, die die Fische langfristig beschäftigen und somit in Reichweite des Hakenköders halten, was oft einen positiven Effekt auf den Fangerfolg hat.

Kombiniert mit Fischpellets und (teilweise zerkleinerten) Boilies stellen Partikel bei mir die Grundlage dar, wenn es vor allem im Frühjahr darum geht einen Futterplatz zu reaktivieren oder neu aufzubauen. Ich verwende dazu eine Mischung verschiedener Saaten, darunter fast immer Hanfkörner, Weizen, Mais und Tigernüsse. Während ich den Mais, den Weizen und die „Tigers“ generell gemeinsam und in größeren Mengen zubereite und lagere, wird der Hanf meist kurz vor dem Füttern frisch zubereitet. Das hat damit zu tun, dass Hanfkörner als Ölsaat einen hohen Fettgehalt besitzen und das Fett nach einer gewissen Zeit ranzig wird und einen bitteren Beigeschmack entwickelt, der den Karpfen den Appetit verderben kann. Durch die getrennte Lagerung und Zubereitung lässt sich vermeiden, dass der ganze Partikelmix unfängig wird.

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Für jeden Einsatzzweck den richtigen Partikel! Zu beziehen zum Beispiel bei Common Baits. (Bild: Christian Schellhammer)

Es gibt viele verschiedene Gründe, wieso man wieder öfters zu Partikelködern greifen sollte!

1. Partikel sind extrem günstig!

Im Vergleich zu Boilies und vielen Kunstködern reißt die Verwendung von Partikeln keine größeren Löcher in den Geldbeutel. Partikel wie Mais und Weizen können sogar extrem günstig als 25 kg-Sackware bei Raiffeisen-Märkten, im Agrarhandel wie z.B. bei BayWa oder einfach direkt beim lokalen Bauern bezogen werden. Oft zahlt man nicht mehr als 10 € für einen Sack Mais, Weizen ist sogar noch günstiger. Hanf, Tigernüsse und andere etwas exotischere Partikel, die nicht überall in Deutschland angebaut werden sondern importiert werden müssen, lassen sich mittlerweile in jedem gut sortierten Angel-Fachhandel oder im Internet kaufen. Diese sind zwar ein kleines bisschen teurer als Mais und Weizen, im Vergleich zu anderen Ködern sind sie dennoch unverschämt günstig und die Verwendung lohnt sich 100 Prozent!

 

CommonBaits Shop
Partikelköder lassen sich auch ganz bequem und günstig übers Netz bestellen. Wo? Das erfahrt ihr am Ende des Artikels.

 

2. Partikel sind sehr fängige Köder!

Während die extrem hohe Fängigkeit von Partikeln vielen bereits bekannt ist, nutzen die Meisten sie nur als Beifutter. Jedoch auch als Hakenköder machen sie eine sehr gute Figur. Eine geschälte Tigernuss oder ein Hartmais-Korn als „Boiliestopper“ senden durch ihre helle Farbe einen zusätzlichen optischen Reiz aus und geben ihr hochattraktives Aroma an das Wasser sehr gut ab. Außerdem halten sie, bedingt durch ihre Härte, extrem lange am Haar, auch wenn der Boilie schon abgelutscht oder durch das Wasser so aufgeweicht wurde, dass er einfach vom Haar fällt. So hat man auch im schlimmsten Fall noch einen Top-Köder am Haar, der definitiv Fisch bringen kann.

3. Sie wirken wie ein Magnet auf Fische

Partikel sind zwar nicht besonders selektiv, wodurch es etwas häufiger zu Beifängen anderer Weißfischarten kommen kann. Aber das ist eher ein zusätzlicher Pluspunkt! Partikel locken innerhalb kürzester Zeit (bei entsprechendem Bestand) viele Weißfische an den Futterplatz. Dort verfallen diese, bedingt durch die Futterkonkurrenz, in einen wahren Fressrausch und bleiben somit so lange am Platz, bis sie entweder satt sind oder der Aufwand, um noch ein Körnchen zu ergattern, zu groß wird. Dieser Tumult macht früher oder später auch die Karpfen auf den Platz aufmerksam. Wenn man zum Beispiel einen Mix aus Partikeln verschiedener Größen und verschiedenen Härtegraden füttert, ergänzt durch die eine oder andere Hand voll Boilies, kann man davon ausgehen, dass auch nach der Weißfisch-Invasion noch genug Futter am Gewässergrund liegt, um die Karpfen am Platz zu halten.

Oder aber man füttert, wie ich, nach jedem Fischkontakt ein wenig nach, so dass man sicher sein kann, dass die Fischei am Platz bleiben.

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Tigernüsse sind extrem fängig. Egal ob mit …
Skinned tigers 3_16
… oder ohne Haut! (Fotos: Christian Schellhammer)

4. Sie sind einfach in der Handhabung

Partikel zu nutzen ist keine hohe Kunst und erst Recht keine Wissenschaft. Die Zubereitung und Anwendung ist nicht sehr schwierig. Meist sollte man die Partikel etwas kochen oder zumindest über Nacht einweichen, wodurch sie besser bekömmlich werden, die Durchlaufzeit durch den Verdauungstrakt des Fisches erhöht wird und somit die Fische sich schneller wieder am Futterplatz einfinden. Durch das Kochen werden außerdem Prozesse im Gang gesetzt, die die Partikel noch einmal ein ganzes Stück attraktiver machen, was natürlich kein Nachteil ist! Füttern lassen sie sich auf verschiedenste Weise, sei es vom (Futter-)Boot aus, mit dem Groundbaiter, mit einer Futterrakete (z.B. Spomb) oder direkt am Haken mittels PVA. Anködern lassen sie sich, genauso wie Boilies, indem man sie einfach direkt aufs Haar zieht. Weich gekochten Mais kann man auch direkt auf den Haken ziehen, was ich jedoch nicht empfehlen kann.

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Kichererbsen sind ein Top-Köder. Infos zur Zubereitung: hier. (Foto: Christian Schellhammer)

5. Sie ermöglichen nachhaltiges Fischen

Zu diesem Punkt muss man glaube ich nicht viel hinzufügen. Gerade Partikel wie Hartmais oder Weizen, die oft von lokalen Bauern bezogen werden können, sind aufgrund der kurzen Transportwege verhältnismäßig nachhaltig. Leider wird jedoch die Verwendung chemischer Spritzmittel in der Landwirtschaft immer populärer, was natürlich auf Kosten der Nachhaltigkeit geht. Manchmal kommen auch lange Transportwege vor, da der Anbau einiger Partikel wie der Tigernuss hierzulande nicht sehr populär ist. Alles in Allem halte ich Partikel aber für deutlich unbedenklicher als so manche Chemie-Kugeln, die in Massen ins Wasser fliegen. Dennoch muss ich eine Warnung vor dem übermäßigen Füttern von Partikeln aussprechen, da dies gerade bei kleinen, flachen Seen die Wasserqualität senken kann. Lieber kein Risiko eingehen und den Platz entweder kontrollieren oder von vornherein weniger füttern – Pflanzen und Tiere werden es danken.

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Mais gibt es in klein …
Mega Mais 3_16 (2)
… und groß! (Fotos: Christian Schellhammer)

6. Sie enthalten (normalerweise) keine Chemie

Was im letzten Punkt bereits angesprochen wurde, wird hier noch einmal verdeutlicht. Aus ökologischer Sicht ist es sinnvoller, mit Partikeln zu fischen, als zum Beispiel mit Fischpellets, Boilies oder Kunstködern. Bei Fischpellets sind oft die Herkunft des Fischmehls und die Fanggründe der Fische unbekannt. Gerade jetzt nach dem Reaktor-Unglück in Fukushima sind weite Teile des Pazifik radioaktiv verseucht. Außerdem sind bei Boilies die verwendeten Inhaltsstoffe nur in den seltensten Fällen detailliert aufgefürt. Daher kennt man die  Herkunft der Inhaltsstoffe in der Regel überhaupt nicht. Oft werden auch chemische Zusatzstoffe beigegeben, um die Verarbeitung des Boilie-Teigs zu verbessern oder die Lockwirkung des Boilies auf den Fisch, meist aber nur auf den Angler, zu erhöhen.

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Milanüsse sind Vielen unbekannt, besitzen aber eine hohe Lockwirkung. (Foto: Christian Schellhammer)

7. Sie sind seit Jahrhunderten erprobt

Partikel wie Mais und Weizen werden seit Jahrhunderten in der kommerziellen Fischzucht als Mastfutter verwendet. Die Karpfen kennen sie somit als sichere und vertraute Nahrungsquelle. Viele Seen enthalten durch Besatzmaßnahmen Fische aus solchen Zuchtbetrieben, die somit bereits auf diese Nahrungsquelle konditioniert sind. Außerdem wird auch seit hunderten von jahren bereits erfolgreich mit Partikelködern gefischt. Vielleicht nicht unbedingt mit der Tigernuss oder der Kichererbse, jedoch auf jeden Fall mit Mais. Bevor es den Boilie gab, griff man fast immer auf Wurm, Made oder eben Partikelköder zurück.

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Zu guter Letzt ein wahrer Dauerbrenner: Selbst wenn sonst nichts mehr geht, kann gekeimter Hanf die Fische zum Fressen animieren! (Foto: Christian Schellhammer)

8. Es existiert eine hohe Vielfalt

Wenn ich an Partikel denke, fällt mir auf Anhieb eine lange Liste verschiedener Saaten und Körner ein. Heute kommt man in vielen Online-Shops mit Leichtigkeit an die verschiedensten Arten von partikeln heran, seien es Klassiker wie Mais, Weizen oder Hanf oder exotischere Partikel wie Tigernüsse, Milanüsse, Erdnüsse oder Ahornerbsen. Diese lassen sich hervorragend miteinander kombinieren und ergänzen sich dabei sehr gut. Wie bereits weiter oben angesprochen, macht es Sinn auf Partikel mit verschiedenen Eigenschaften zu setzen, um ein reichhaltiges und abwechslungsreiches Angebot am Futterplatz zu schaffen.

Weiterführende Links zum Thema:

Partikel kaufen:

Partikel zu fairen Preisen: Common-Baits.com

Vorgekochte Partikel „ready to fish“. NB-Angelsport.de

Infos zu Verwendung und Zubereitung:

 Tobias Brenner: Partikelköder. Cipro.de

Partikelköder – Angel Köder. Tipp-Karpfenangeln.de

Partikel richtig zubereiten. Extreme-Carphunting.de.tl

Zubereitung von Partikel. Boilie.at

Robin Illner: Hanf und Weizen – Körnchen mit Klasse. Friedfisch-Angeln.de

Partikelzubereitung. Karpfenundmeer.de

HANF – Partikel gehen immer. Mainkarpfen.de

Karpfenköder – die Partikel. Chaoscarpfriends.de

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