Winterzeit ≠ Beisszeit?

….es war 12 Uhr mittags, als mich ein guter Freund anrief und fragte, ob ich Lust habe, mit ihm eine Runde feedern zu gehen. Da die Temperaturen an diesem Tag im Januar mit 8 Grad sehr mild waren, sagte ich sofort zu – das hätte ich jedoch auch bei Kälte getan. Wir machten uns kurz darauf auf den Weg zu einem relativ flachen Vereinssee, zwischen 50 cm und 1,50 m Tiefe. Flache Gewässer und Winter sind nicht immer ein Gegensatz. Das Wetter und der Wind sind entscheidend. Mit Südwest-Winden und teilweise Sonnenschein sollte doch was gehen, dachten wir uns. Weil Fische wechselwarme Tiere sind, suchen sie gerade im Winter die Wärme. Vor allem dann, wenn warme Winde seichtes Wasser schnell erwärmen. Selbst ein paar Grad wärmer machen oftmals den entscheidenden Unterschied in der kalt-nassen Jahreszeit.

Andere Menschen – andere TaktiKen

Am See angekommen zögerte mein Kumpane nicht lange und schleppte schnell sein Equipment an die Angelstelle. Ruten, Rod Pod mitsamt Bissanzeigern und Futtermischung.

Mit großer Überraschung sah ich jedoch keine Feederruten auf seinem kleinen Rod Pod, sondern seine neuen schweren Karpfenruten mit 10 Fuß und 3,25 lbs (Pfund) Stärke. Dies hat mit Feedern aber so gar nichts zu tun, dachte ich mir. An die Haken kamen bei ihm Tauwurm und Boilie. Nach verwunderten Blicken rechtfertigte er sich, er sei hier um große Karpfen zu fangen und er möchte sich nicht mit Kleinfischen abgeben. Angefüttert wurde bei ihm mit einigen 20mm Boilies und mehreren kleinen Futterbällen. Meinem Kommentar, dass man im Winter eher weniger füttern sollte, schenkte er lächelnd wenig Beachtung. Ich ließ ihm seinem guten Glauben an die dicken Fische und kümmerte mich um mein eigenes Tackle.

so Fische ich

Zwei Angelruten liegen fangbereit auf ihren Rutenablagen.

Ich verwende gerne Feederruten mit relativ hohem Wurfgewicht, um auch weit entfernte Angelstellen anwerfen zu können, das verschafft mir mehr Möglichkeiten, falls um das Ufer herum wenig bis gar keine Bisse zu verzeichnen sind. Zum Vorschein kommen meine geliebten Feederruten von Spro mit weichen 0.75 OZ Spitzen – so merkt man auch den kleinsten Zupfer, selbst auf großer Entfernung.

Bei den Rollen greife ich heute auf eine legendäre Rollenserie von Shimano zurück. Ein 4000er Modell mit 200 Meter Schnurfassung reicht vollkommen aus, da sich 85% der feinen Angelart sowieso im Uferbereich abspielen. Nur wenn am Ufer nichts geht, katapultiere ich meine Montagen auch mal weit raus. Meine Schnur ist, zur Verwunderung vieler Kollegen, überwiegend geflochten, da ich damit die besten Erfahrungen gemacht habe. Bisserkennung, Sinkverhalten und Drilleigenschaften sind beim feedern mit geflochtenen Schnüren einfach deutlich besser … das ist meine ganz persönliche Meinung.

Ab und zu schalte ich ein Monofilament davor, aber nicht sehr oft, da mir zuviel Dehnung im Spiel ist und ich dadurch vorsichtige Bisse von Schleien oder skeptischen Karpfen schlechter erkenne. Mit Method Feeder Körben um die 35-45 Gramm sowie kurzen, maximal 10 cm langen Rigs, bestückt mit einem großen schwimmendem Fake Mais Korn sowie Mini Fluo-Popups, wollte ich den Fischen (überwiegend Karpfen) auflauern.

mEine favorisierte Feederart

Mein Feederangeln besteht hauptsächlich aus dem Method-Feedern. Damit konnte ich bisher immer gute Ergebnisse erzielen und zudem habe ich nicht das Problem mit verhedderten Vorfächern um den Futterkorb – dies kann beim herkömmlichen Feedern schon öfters passieren – beim Method Feedern allerdings äußerst selten. Die Bisserkennung ist um ein Vielfaches genauer, da man den Köder samt Haken in den Method-Feederkorb legt und mit Futter bedeckt. Beim Aufprall am Boden ist so stets gewährleistet, dass der angepriesene Köder direkt beim Futter liegt oder kurz darüber schwebt, sobald dieses sich aus dem gepressten Zustand löst und zu beiden Seiten aus dem Feederkorb fällt.

wer Fängt, hat Recht

Da mir meine Ruten, wie bereits erwähnt, weite Würfe erlauben, präsentierte ich eine Rute auf ca. 50 m Entfernung und eine relativ nah, ca 10 bis 15 Meter vom Ufer entfernt. Mein Futter bestand aus relativ groben Mehlen auf Kohlenhydratbasis sowie zarten Haferflocken, einer guten Prise Salz sowie einem großzügigen Schuss fruchtigem Liquid. Angereichert mit der richtigen Menge Wasser mixte ich mir somit eine gut riechende, rötliche Masse zusammen, die perfekt durch einpressen mit einer Feedermould (Einpresshilfe für Method-Feederkörbe) im Feederkorb hielt.

Keine 5 Minuten vergingen, schon schlugen heftige Bisse an der ufernahen Rute ein. Die Rute bog sich bis ins Mittelteil. Zum Glück stand ich direkt daneben und konnte so schnell den Kontakt aufnehmen. Ein Anhieb war nicht notwendig, da der Futterkorb fest auf den Wirbel gezogen wurde und somit der Selbsthakeffekt perfekt funktionierte. Es folgte ein toller Drill mit gebogener Rute und auch die Bremse meiner Rolle ertönte immer wieder bei den doch wilden Fluchtversuchen.

Nach ein paar Minuten jedoch konnte ich meinen ersten Fisch des Jahres 2023 erfolgreich landen und ich staunte nicht schlecht, als ich meinen Fang im Kescher erblickte. Ein toller Spiegelkarpfen mit guten 8 Pfund! So hatte ich es mir erträumt. Nach einem schnellen Foto und der anschließenden Behandlung des Fisches durfte er zurück in seinen Lebensraum.

Ein Angler hält seinen gefangenen Karpfen in die Kamera

Doch ans erneute Auswerfen war nicht zu denken, denn schon ertönte der Bissanzeiger der zweiten Rute lautstark! Total euphorisch nahm ich die nächste Rute in die Hand. Der Drill jedoch war schnell vorbei und zum Vorschein kam ein kleiner Satzkarpfen … ein K2, welchen ich noch im Wasser vom Haken befreite.

Beide Ruten wurden daraufhin schnell neu ausgelegt und wieder dauerte es keine 10 Minuten, bis der nächste Karpfen im Netz zappelte. Erneut jedoch ein Kleiner, diesmal aber vollgeschuppt und wunderschön. So ging es weiter und nach nicht mal einer Stunde am Wasser hatte ich bereits 5 Karpfen gefangen. Die Ruten meines Freundes hatten bis dahin nicht einen Zupfer.

Wir blieben noch 3 weitere Stunden, jedoch passierte dann in dieser Zeit gar nichts mehr. Die Beisszeit war an diesem Tag wohl vorbei. Ich freute mich riesig, dass ich genau zur richtigen Zeit am richtigen Ort mit dem perfekten Futter zur Stelle war.

das End vom Lied

Am Ende eines kalten Wintertages zählt nur eins: Mach’s dir nicht zu gemütlich, geh ans Wasser und lass dich nicht unterkriegen! Versuch dein bestes und du wirst früher oder später belohnt!

Wir hatten eine grandiose Zeit!

An welche Winter-Session erinnert ihr euch am liebsten zurück? Schreibt’s in die Kommentare!

Jonathan Kühn

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